
Spielerisch lernt es sich am besten – kein Wunder also, dass das Konzept der „Gamification“ immer beliebter wird. Sowohl die Ersteller von Lehrinhalten als auch die Lernenden selbst können diese Methode anwenden, um den Lernerfolg zu steigern, indem Belohnungen und Spaß integriert werden. Das klingt zu gut, um wahr zu sein, doch tatsächlich kann mithilfe von Gamification Engagement, Motivation und die Konzentration während des Lernprozesses verbessert werden.
Was ist Gamification?
Die Idee hinter Gamification ist es, den Lern- oder Arbeitsprozess um spielerische Elemente zu ergänzen. Beispielhaft ist die Vergabe von Punkten als Belohnung für die Bewältigung einer Aufgabe. Dadurch sollen insbesondere Motivation und Ehrgeiz in den Betroffenen geweckt werden, um größere Lernerfolge zu erzielen. Neben einer nachweislich besseren Speicherung von Wissensinhalten sind auch die weiteren Kompetenzen, die durch den spielerischen Ansatz trainiert werden (wie Teamarbeit oder kritisches Denken) sehr gut auf andere Lebensbereiche übertragbar. Außerdem ist Gamification insbesondere im Zuge der zunehmenden Digitalisierung von Lehrangeboten sehr gut umsetzbar. So können Nachteile des Online-Lernens – wie weniger Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Teilnehmern – gut ausgeglichen werden.
Welche Methoden gibt es?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Lernen zu „gamifizieren“ – der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Die drei häufigsten Elemente sind diese:
- Vergabe von Punkten für bewältigte Aufgaben: das kann die Motivation steigern, außerdem wird so das Lernniveau gut abgebildet
- Bestenlisten (Leaderboards): fördern den Wettbewerb unter den Lernenden
- Abzeichen (Badges): virtuelle Objekte oder Bilder sind eine gute Belohnung für das Erreichen eines bestimmten Lernziels, da sie den Erfolg visuell darstellen und die Lernenden dadurch motivieren
Wie sieht erfolgreiche Gamification aus?
Ein Paradebeispiel für Gamification ist die Sprachenlernapp Duolingo.
In dieser werden abgeschlossene Lektionen auf vielfältige Weise belohnt, zum Beispiel wird erst so die nächsten Lerneinheit freigeschaltet. Übt man jeden Tag, baut man einen „Lernstreak“ auf. Dieser verfällt, wenn nicht geübt wird. Dadurch wird regelmäßiges Lernen gefördert. In Ranglisten kann mit anderen Usern und den eigenen Freunden konkurriert werden. Abzeichen werden für verschiedene Erfolge erteilt, zum Beispiel wenn man einen siebentägigen Streak hat oder keine Fehler in einer Lektion macht. Kein Wunder also, dass Duolingo zu den beliebtesten Apps zählt und Millionen von Menschen zum Erlernen einer neuen Sprache – ob Spanisch oder Klingonisch – motiviert.
Was sind die Vorteile von Gamification?
Freude beim Lernen
Primär fördert Gamification den Spaß und die Spannung beim Lernen. Denn Gamification spricht die Emotionen der Lernenden an – es wird Dopamin ausgeschüttet, sodass Personen Freude und andere positive Emotionen während des Lernprozesses verspüren. Indem Lernen zu etwas Schönem gemacht wird, sind die Betroffenen motivierter, am Ball zu bleiben. Dazu kommt, dass Lerninhalte langfristiger gespeichert werden, wenn sie mit Emotionen verbunden wurden.
Außerdem wird die Selbstwirksamkeit von Personen durch Erfolgserlebnisse gestärkt. Das heißt nichts anderes, als dass das Selbstbewusstsein und der Glaube an die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden, wenn Menschen sehen, welche Fortschritte sie machen – zum Beispiel durch coole Abzeichen oder Konfettiregen nach dem Abschluss einer Lernaufgabe.
Verbesserte Konzentration und Wissensspeicherung
Durch das eigenständige oder auch kollaborative Lösen von Herausforderungen sind Lernende aktiv engagiert und somit aufmerksamer als beim passiven Auswendiglernen. Da Aufmerksamkeit die Basis für die Abspeicherung von Wissen ist, sind diese aufmerksamkeitsfördernden Methoden so erfolgreich darin, Inhalte zu vermitteln.
Ein weiterer Grund, warum Gamification beim Lernen so erfolgreich ist, ist der oft erzählerische, narrative Aufbau von Gamification-Methoden wie Quests. Unsere Gehirne sind evolutionär darauf trainiert, Informationen in Form von Geschichten zu erfassen, also Wissen miteinander zu verknüpfen. Das ist auch ein Grund für die Effektivität von Eselsbrücken. Deswegen ist trockenes Auswendiglernen von Fakten oft nicht besonders erfolgreich – und macht auch keinen Spaß. Zeit also, Gamification im Lernprozess zu integrieren.
Training von vielfältig einsetzbaren Kompetenzen
Neben den gerade genannten Vorteilen fördert Gamification ganz nebenbei weitere Kompetenzen, die auch im Rest des Lebens essenziell sind.
Gamification kann heißen, dass die Lernenden Challenges (Quests, der Aufstieg in ein neues Level) lösen müssen, die gleichzeitig spielerisch Lerninhalte vermitteln. Durch diese Herausforderungen wird das allgemeine Lösen von Problemen geübt und die dafür notwendigen Kompetenzen gefördert. Müssen Aufgaben zusammen mit anderen Personen gelöst werden, so wird Kooperation und Teamgeist trainiert. Bestenlisten spornen Wetteifer an und lehren die Regeln eines fairen Wettbewerbs. Durch das Feedback, was Lernende zum Beispiel durch die Vergabe von Punkten erhalten, können sie außerdem ihre Lernstrategien anpassen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. All diese Fähigkeiten sind auch im echten Leben wichtig für die Lösung komplexer Probleme und können auf weitere Bereiche übertragen werden.
Fazit
All diese Vorteile von Gamification – wie zum Beispiel gesteigerte Motivation, Konzentration und natürlich Spaß – haben Sie sich eventuell schon intuitiv erschlossen. Schließlich ist Spielen evolutionär mit Lernen verbunden. Die Kindheit ist vom Spielen geprägt, nicht nur, weil diese Spaß machen, sondern auch, um wie nebenbei Wissen und Kompetenzen zu erwerben, die ein Leben lang relevant bleiben. Doch all diese Vorteile des Spielens müssen nicht in der Kindheit bleiben, auch im Erwachsenenalter kann sich Spaß und Lernen gegenseitig ergänzen, und das eigene Leben dadurch verbessert werden.