
Wir werden immer älter! Deshalb erlangt die Devise des „Lebenslangen Lernens“ eine neue Relevanz. Denn Bildung im Alter wird zunehmend notwendig, insbesondere die persönlichen Vorteile, die das Lernen im fortgeschrittenen Alter mit sich bringt, sind nicht zu unterschätzen. Warum Lernen keine Altersgrenze kennt – und der Mythos „zu alt für Weiterbildung“ tatsächlich nur ein Mythos ist – erfahren Sie hier.
Was sind die Herausforderungen einer alternden Informationsgesellschaft?
Unsere Gesellschaft befindet sich in einer Phase des rapiden Wandels. Das heißt, dass wissenschaftliche Fortschritte Informationen, die man vielleicht in der Schule gelernt hat, schnell veralten lassen. Außerdem werden wir immer mehr zu einer Informationsgesellschaft, in der Tätigkeiten auf theoretischem Wissen beruhen. Dazu kommen die neuen Technologien: das Internet hat das Berufsleben in den letzten Jahrzehnten komplett umgekrempelt. Das rasante Wachstum der Künstlichen Intelligenz scheint auf einen ähnlich revolutionären Wandel in den nächsten Jahren hinzuweisen.
Kurzum, die Welt funktioniert heute anders als noch vor 20 oder 30 Jahren. Das bringt Chancen aber auch Herausforderungen mit sich. Diese können nicht allein durch die jungen Generationen bewältigt und ergriffen werden. Den Älteren kommt hier eine Schlüsselrolle zu.
Der Grund für diese Schlüsselrolle ist die Überalterung der Bevölkerung – es gibt immer mehr alte und immer weniger junge Leute. Insbesondere für die Wirtschaft und das Sozialsystem bringt der steigende Altersdurchschnitt Schwierigkeiten mit sich, da sich die Anzahl der erwerbstätigen Erwachsenen verringert bei einer gleichzeitig höheren Auslastung der Sozialsysteme.
Um diese wandelbare Gesellschaft, in der sie die Mehrheit ausmachen, mitzugestalten, braucht es Offenheit und Neugier gegenüber neuen Entwicklungen seitens der älteren Generation. Demzufolge benötigen sie die Motivation und die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Weiterbildung.
Was sind die Chancen der alternden Informationsgesellschaft?
Die Herausforderungen des Wandels bedeuten, dass die Wirtschaft immer mehr auf die älteren Generationen als Arbeitskräfte und Innovationspotential angewiesen ist. Das ist auch den Arbeitgebern bewusst. Die Zeiten der Altersdiskriminierung sind damit begrenzt. Diese ist zunehmend unwirtschaftlich und ist wissenschaftlich und normativ sowieso nicht tragbar. Dementsprechend darf Lernen derzeit gar keine Altersgrenze haben.
Das heißt es ist lohnenswert, sich beruflich fortzubilden, um fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben. Auch ein beruflicher Richtungswechsel ist im Alter nicht mehr undenkbar, sondern eine wertvolle Chance das auszuprobieren, was man schon immer mal machen wollte.
Kurzum, mit einer Weiterbildung bieten sich inmitten der Überalterung und des Fachkräftemangels sehr gute Beschäftigungschancen.
Die (angeblichen) Herausforderungen des Lernens im Alter und ihre Lösungen
Manche zweifeln diese positive Vision einer sich stets bildenden Gesellschaft an, und noch sind Weiterbildungen im Alter nicht die Norm. Sie werden manchmal als nutzlos oder ungeeignet belächelt. Das ist jedoch vollkommen unbegründet. Lernen im Alter ist immer noch möglich und bringt viele Vorteile mit sich – nicht nur für die Gesellschaft oder die beruflichen Chancen der Lernenden.
Früher dachte man, die Lernfähigkeit des Gehirns nimmt mit dem Alter ab. Das drückt auch das Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ aus.
Das stimmt jedoch nicht! Menschen sind ein Leben lang lernfähig. Das Gehirn bleibt formbar und kann neue Verbindungen knüpfen (neue Informationen speichern), wie die Neurowissenschaften belegt haben. Tatsächlich kann das Gehirn nicht nicht Lernen. Das trifft auf Kleinkinder genauso wie auf Senioren zu. Ständig müssen wir Informationen einordnen und anwenden, wir eignen uns neue Fähigkeiten an und machen neue Erfahrungen. All das ist Lernen. Dementsprechend spricht grundlegend gar nichts dagegen, dass ältere Personen sich weiterbilden.
Trotzdem fällt es manchen Personen schwer, in das Bildungssystem zurückzukehren, nachdem sie seit Jahrzehnten nicht mehr in einem Klassenzimmer waren. In dem Fall muss ausprobiert werden, wie man am besten lernt (zum Beispiel welcher Lerntyp man ist und welche Lernstrategien es gibt). Auch Lernen muss und kann gelernt werden.
Außerdem ist es wichtig, sich ein Thema auszusuchen, an dem man interessiert ist. Ansonsten kann es schwierig werden, sich neue Informationen anzueignen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Wissen behalten wird, ist viel größer, wenn klar ist, wofür man dieses braucht. Daher sind zielorientierte und praktisch ausgerichtete Bildungsangebote der beste Weg, um im Alter zu lernen.
Auch schlechte Erinnerungen an die Schulzeit oder der Mythos, dass man im Alter nichts Neues lernen kann, hält Menschen davon ab, sich weiterzubilden. Diese negativen Einstellungen können den Lernerfolg sabotieren (sie werden eine „selbsterfüllende Prophezeiung“). Das beste Mittel gegen diese Unsicherheiten sind positive Lernerfahrungen. Mit ehrlicher Motivation und ohne den schulischen Leistungsdruck und der Angst vor schlechten Noten sind positive Lernerfolge vorprogrammiert.
Lernen im Alter ist notwendig für die kognitive und mentale Gesundheit
Erfolgreiche Lernerfahrungen und das Gewissen, neue Dinge meistern zu können, stärkt somit das Selbstbewusstsein und kann dadurch auch auf andere Bereiche des Lebens positiv ausstrahlen.
Doch nicht nur das Selbstbewusstsein wird durch das Meistern einer neuen Herausforderung gestärkt – auch das Gehirn selber! Denn kognitive Fähigkeiten – wie das Erinnerungs- und Lernvermögen – müssen trainiert werden, damit sie erhalten bleiben. Durch Übung verbessern sie sich merklich – auch im hohen Alter. Gut eignet sich dafür das Lernen einer Fremdsprache. Wer nicht gleich Italienisch sprechen will, kann auch mit Kreuzworträtseln anfangen.
Was ist der Vorteil älterer Generation beim Lernen?
Der Mythos, dass man zu alt für Weiterbildungen werden kann, wird zu guter Letzt durch den speziellen Vorteil von älteren Personen beim Lernen widerlegt: ihre ausgiebige Lebenserfahrung. Dadurch können sie ihre Interessen besser einschätzen, was zu einer höheren Motivation und einem größerem Lernerfolg führt. Zusätzlich fließt diese Lebenserfahrung in den Lernprozess ein. So können neue Informationen mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft und besser eingeordnet werden.
Fazit
Kurzum, die Vorstellung, dass man zu alt für Weiterbildungen werden kann, wird hiermit ins Land der Mythen zurückgeschickt. Die Idee ist faktisch falsch und im Kontext der gesellschaftlichen Herausforderungen nicht hilfreich. Alle Altersgruppen sind zunehmend auf ein lebenslanges Lernen angewiesen – was aufgrund der vielfältigen beruflichen, kognitiven und mentalen Vorteile ein Gewinn für alle Beteiligten ist.