In vielen Berufen gehören Präsentationen und Vorträge mittlerweile zum Alltag – ob es nun darum geht, als Führungskraft vor den Mitarbeitern zu reden, als Verkäufer vor Kunden das Produkt vorzustellen oder als Mitarbeiter eine Idee vor der Chefetage zu präsentieren.
Manchen Menschen mag dies nicht schwer fallen, doch nicht jeder tut sich derart leicht mit mündlichen Präsentationen. Sicherlich gibt es Menschen, denen es ebenso geht wie mir früher: Hörte ich nur das Wort „Vortrag“, überkam mich sofort die blanke Panik. Durch diese Angst war dann meist auch der Vortrag geprägt, da in meinem Gehirn sofort eine Blockade auftrat, die einen gelungenen Vortrag unmöglich machten. Die Hände wie in Eiswasser getaucht, aber mit gefühlt hochrotem Kopf, stand ich vor meinem Publikum und verlor permanent den roten Faden.
Angst vor sozialer Abwertung
Warum genau haben wir diese Angst, wo kommt sie her? Die Antwort ist: Es ist nicht die Angst vor dem Vortrag an sich, sondern die Angst vorm Scheitern. Die Angst, von Anderen durch scheinbar nicht vorhandene Kompetenz sozial abgewertet und damit ausgegrenzt zu werden. Doch müssen wir diese Angst wirklich haben? Wer kann schon von sich behaupten, etwas perfekt zu können? Mal ganz ehrlich: Wenn jemand vor uns stünde und einen Vortrag hielte, der ohne Fehler ist und in der Tat einfach „perfekt“: Insgeheim würden wir diesen Menschen verabscheuen, da er – ohne einen einzigen Makel – besser wäre als man selbst. Bekanntlich machen Fehler ja auch menschlich. Fakt ist also: Fehler dürfen sein! Wenige Patzer sind sogar gut, da sie dem Publikum zeigen, dass wir nicht unfehlbar sind. Häufen sich allerdings die Fehler, kann dies schnell als Zeichen mangelnder Kompetenz gesehen werden.
Drei Kommunikationsebenen
Immer, wenn wir etwas sagen (also auch, wenn wir einen Vortrag halten), bewegen wir uns auf drei Kommunikationsebenen: verbal, paraverbal und nonverbal. Die verbale Ebene ist der tatsächliche Inhalt bzw. die Aussage unserer geäußerten Worte. Lediglich 7 Prozent des Geäußerten wird auch wirklich über die reinen Worte vermittelt. 38 Prozent macht die paraverbale Ebene aus, also beispielsweise Stimmlage, Lautstärke, Pausen und Sprechtempo. Der nonverbalen Ebene – also der Körpersprache – kommt mit 55 Prozent die größte Bedeutung unserer Kommunikation zu. Erst wenn alle drei Ebenen kongruent sind, also übereinstimmen, wirken wir in unseren geäußerten Worten glaubhaft und authentisch. Ein Beispiel: Begrüße ich mein Publikum mit den Worten „Ich freue mich, heute hier zu sein“, in meiner Stimme spiegelt sich aber die Langeweile wieder und mit meiner Körpersprache signalisiere ich, dass ich gerne an jedem anderen Ort, nur eben nicht hier, wäre – dann wird mir mein Publikum kaum glauben, dass ich mich wirklich freue, hier zu sein. Daher muss mir bewusst werden, welche Aussage ich gerade treffe und dies auch mittels meiner Stimme und meiner Körpersprache signalisieren.
Auf der verbalen Ebene ist wichtig zu wissen, welches Vokabular ich in meinem Vortrag verwenden möchte. Dies muss ich vorher mit meiner Zielgruppe und meinem Thema abstimmen. Ganz dringend vermeiden sollte ich Reizformulierungen, also beispielsweise Redewendungen oder Floskeln, die bei meinem Gegenüber allein durch das reine Aussprechen eine Antipathie mir gegenüber auslösen. Natürlich hat jeder Mensch eigene Formulierungen, die bei ihm einen negativen Reiz verursachen. In einer Diskussion könnten dies aber mit hoher Sicherheit Formulierungen wie „ja, aber…“ oder „man darf nicht“ oder „man sollte“ sein, da sie einem schon von Vornherein einen gegensätzlichen Standpunkt oder Anweisungen implizieren. Auch Füllwörter wie „hm“, „halt“, „wie gesagt“ oder „ja“ sollte ich auf der verbalen Ebene vermeiden, da sie als Unsicherheit gewertet werden können.
Um meine Zuhörer nicht zu langweilen, spielen vor allem Faktoren der paraverbalen Ebene eine Rolle. Abwechslungsreiche Modulation und Betonung meiner Worte sowie Pausen können die Spannung beim Publikum erhöhen. Die Lautstärke sollte ich so bemessen, dass mich auch derjenige, der am weitesten von mir entfernt sitzt, deutlich hören kann. Bei Aufregung neigen viele Redner schnell dazu, unbewusst zu hoch zu sprechen. Eine tiefere Stimme signalisiert dem Gegenüber allerdings Ruhe und Gelassenheit. Desweiteren gilt: Lieber ein tendenziell langsameres Tempo beim Sprechen, sonst kann es sein, dass vor allem bei Fachvorträgen das Publikum nicht mehr folgen kann.
Haben Sie es noch in Erinnerung? Mehr als die Hälfte unserer Kommunikation macht die nonverbale Ebene aus. Bei meiner Körpersprache sollte ich vor allem darauf achten, einen sicheren Stand zu haben. Ein Redner, der die ganze Zeit seine Beine voreinander kreuzt oder sein Gewicht von einem aufs andere Bein verlagert, vermittelt Unsicherheit. Am besten also die Beine hüftbreit auseinander positionieren, den Körper aufrecht und den Kopf gerade halten. Die Hände kann ich locker an der Seite lassen und sie beim Reden zum Unterstreichen meiner Worte mittels Gestik einsetzen.
Viele Menschen tun sich schwer damit, Unbekannten in die Augen zu sehen. Bei einem Vortrag ist es allerdings wichtig, mit seinen Zuhörern den Blickkontakt zu halten, damit diese sich angesprochen fühlen. Also richte ich meinen Blick abwechselnd zwei bis drei Sekunden an jeden Zuhörer – jedoch nicht länger, denn das kann schnell zum unangenehmen Starren werden. Ein Faktor, der auch schnell vergessen wird, wenn man aufgeregt ist, ist: Lächeln!
Sympathie und Interaktion
Lächeln bringt erstaunlich viele Sympathiepunkte. Und die brauche ich, um lebendig und motiviert beim Publikum anzukommen. Auch Humor und Selbstironie können mir helfen, sympathisch zu wirken. Finde ich Gemeinsamkeiten mit meinem Publikum, macht mich das noch sympathischer. Von großer Bedeutung ist an dieser Stelle auch die Interaktion mit dem Publikum. Stelle ich (rhetorische) Fragen an meine Zuhörer, fühlen diese sich mit einbezogen und der Vortrag gleicht eher einer persönlichen Dialogsituation.
Zielgruppe und Redeabsicht
Wenn ich mich auf meinen Vortrag vorbereite, ist neben dem Inhaltlichen das Wichtigste daran, seine Zielgruppe zu kennen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Welches Anliegen haben meine Zuhörer? Welches Vorwissen besitzen sie? Spreche ich vor Akademikern, die gar nicht mehr ohne Fremdwörter auskommen? Oder vor Betriebsmitarbeitern, die die Hygienebelehrung genauso schnell hinter sich haben möchten wie ich? Wenn möglich, ist es auch hilfreich, mich vorab darüber zu informieren, welche Lernstile meine Zuhörer haben. Hören sie lieber zu oder brauchen sie visuelle Medien zur Unterstützung?
In diesem Zusammenhang muss auch meine Redeabsicht deutlich werden. Möchte ich nur reines Wissen vermitteln oder beabsichtige ich die Werte meines Publikums zu beeinflussen oder sogar eine Verhaltensveränderung zu erreichen? Wichtig also: Ich muss mich vorher ganz stark an meiner Zielgruppe orientieren und das Ziel meiner Präsentation deutlich machen.
Übung, Übung, Übung!
Wie heißt es so schön? Übung macht den Meister. Und auch hier stimmt es: Je besser ich vorbereitet bin, desto sicherer bin ich auch beim eigentlichen Vortrag. Ganz wichtig ist: Bei den vorbereitenden Übungen kann ich mich zwar selbst beobachten und Verbesserungspotenzial entdecken – während der eigentlichen Präsentation sollte ich mich aber nicht selbst evaluieren, da mich das ablenkt und ich mich nicht auf den Inhalt konzentrieren kann.
Vortrag als Geschenk
Zu guter Letzt: Mein Vortrag kann als Geschenk gesehen werden, welches ich meinem Publikum überreiche. Meine Zuhörer gehen mit einem Mehrwert aus meiner Präsentation nach Hause und auch ich freue mich, dieses Geschenk gemacht zu haben. Deswegen ist am Ende auch ein „Danke für Ihre Aufmerksamkeit“ generalüberholt, denn wer bedankt sich, wenn er ein Geschenk überreicht?
Nimmt man sich diese Tatsachen zu Herzen und überdenkt seine Einstellung zu Vorträgen, schwindet die Angst vor Präsentationen aller Art. Auch ich gehe mit diesem Hintergrundwissen nun zuversichtlich und vor allem motiviert in meine nächste Rede. Und wenn ich meinen Vortrag mit den Worten „Ich freue mich, heute bei Ihnen sein zu können“ beginne, dann tue ich dies wirklich.