Die Corona-Pandemie hat die strukturellen Probleme der Touristikbranche massiv verschärft. Lockdowns und Kontaktbeschränkungen bringen viele Reisebüros zum Aufgeben, weil klassische Formen der Reiseberatung aktuell nur bedingt umsetzbar sind. Doch Krisen können sich auch als Chancen gestalten: Deutschlandweit hat die Pandemie zu einem Aufschwung digitaler Strukturen geführt. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie als Reiseberater:in haben, um sich online einen Namen zu machen!
Wer ist Ihre Zielgruppe?
In Ihrer Tätigkeit als Reisevermittler:in haben Sie sich ein genaues Bild darüber verschaffen können, welche Menschen die persönliche Beratung in einem Reisebüro der eigenständigen Reiseplanung vorziehen. Damit besitzen Sie bereits wertvolle Kenntnisse über Ihre „Buyer Persona”, also über ihre Zielgruppen. Eine Neuausrichtung auf eine künftige selbständige Tätigkeit, aber auch die Frage, wie digitale Reisevermittlung funktionieren kann, bringen aber auch die Chance einer Neuorientierung mit sich.
Am Anfang sollten Sie sich daher die Frage stellen: Welche Zielgruppe(n) möchte ich künftig beraten? Dabei müssen Sie sich nicht zwangsläufig auf eine bestimmte Personengruppe festlegen. Sie sollten sich lediglich im Klaren sein, dass unterschiedliche Zielgruppen auch digitale Medien unterschiedlich nutzen. Es ist daher sinnvoll, Ihre Wunschkunden in passende Kategorien zu fassen. Dabei können Sie sich zunächst sowohl am Alter der Kunden (z.B. 30-40 Jahre), an der Art der Reise (z.B. Wandertourismus, Städtetrips), am Budget (z.B. Student:in, mittlere Einkommensklasse, Luxusreise) oder an der Reiseform (z.B. Individualreise, Gruppenreise) orientieren.
Welche Online-Plattformen sind für Sie relevant?
Sobald Sie wissen, welche Kund:innen Sie künftig beraten wollen, haben Sie bereits einen wichtigen Schritt getan: Sie haben die potenziellen Möglichkeiten, online tätig zu werden, eingegrenzt. Im nächsten Schritt gilt es nun, potenzielle Online-Plattformen zu ermitteln, auf denen sich Ihre Zielgruppe bewegt. Auch hier können Sie Ihre bisherige Berufserfahrung nutzen, um Internetseiten, Foren oder auch Themenbereiche zu recherchieren, die Ihre Zielgruppe interessieren.
Sie haben noch Kontakt zu Personen, die Sie in der Vergangenheit erfolgreich beraten haben? Umso besser! Nichts ist so hilfreich, wie die Zielgruppe selbst zu befragen, auf welchen Portalen Sie sich bewegt! Vervollständigen Sie Ihre eigenen Recherchen, indem Sie ehemalige Kund:innen oder auch Bekannte, die in Ihre Zielgruppe passen, nach Plattformen befragen, auf denen sie sich über Reisen informieren, Inspirationen holen oder mit anderen Reisenden austauschen.
Vergessen Sie hierbei nicht die sozialen Medien:
- Nutzt Ihre Zielgruppe Facebook- oder Telegram-Gruppen?
- Schauen Sie sich aufwendig gestaltete Instagram-Profile an oder posten eigene Fotos unter bestimmten Hashtags?
- Folgen Sie Reiseblogs oder bekannten Reise-Kanälen auf YouTube?
- Haben Sie ein Pinterest-Board, auf dem Sie Inspirationen für künftige Trips sammeln?
Auch wenn eine solche Recherche schnell unendlich scheinen kann: Lassen Sie sich nicht entmutigen! Jede Information, die Sie sammeln können, wird Ihnen weiterhelfen. Um die Suche jedoch nicht ausarten zu lassen, hilft es, sich ein klares Zeitfenster für die intensive Recherche zu setzen. Sollten Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch genauere Informationen erhalten oder benötigen, können Sie diese immer noch ermitteln.
Die Bedeutung der eigenen Homepage
Auch wenn Sie mittlerweile genau wissen, auf welchen Internetseiten und sozialen Medien Ihre künftigen Kund:innen unterwegs sind, sollten Sie sich zunächst eine eigene Webseite zulegen. Denken Sie hierbei nicht zu kompliziert: Für den Anfang ist ein einfacher Onepager (also eine übersichtlich strukturierte einseitige Webpräsenz) durchaus ausreichend. Auch finanziell müssen Sie sich hierzu nicht in Unkosten stürzen. Neben einem Domain-Namen, einem Sicherheitszertifikat und dem Zugriff auf ein Homepage-Baukastensystem wie WordPress fallen maximal noch die Kosten für das Design an – damit sind Sie für den Anfang bereits gut aufgestellt. Für die visuelle Gestaltung können Sie kostenlose Stockphotos (z.B. von Pexels, iStock, Getty-Images) und Grafiken (z.B. von Canva) nutzen.
Unser Tipp: Orientieren Sie sich bei der Bildauswahl an den Seiten und Social-Media-Profilen, die Ihre Zielgruppe besucht. Und im Zweifelsfall ist weniger mehr.
Kennen Sie Ihre Online-Beratungsmöglichkeiten?
Das digitale Zeitalter ermöglicht Ihnen eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit Ihren potenziellen Kund:innen in Kontakt zu treten und Ihre Expertise zu kommunizieren. Fest steht jedoch, dass die ständige Verfügbarkeit von Inhalten auch für die Konkurrenz gilt. Es ist daher wichtig, so viele individuelle Aspekte wie möglich in Ihre Online-Präsenz zu bringen, um das Vertrauen potenzieller Kund:innen zu gewinnen. Mit regelmäßigen Blogbeiträgen aus Expertinnensicht und aktivem Posten auf sozialen Medien oder in Fachforen geben Sie Ihrer Marke ein Gesicht und eröffnen den Dialog mit Ihrer Zielgruppe.
Auch für eine tatsächliche Beratungssituation bietet das Internet zahlreiche Möglichkeiten, wie zum Beispiel:
- Kontaktformulare auf Ihrer Homepage
- Beratungen per E-Mail
- Beratungen mit Videokonferenz-Tools wie Zoom oder Big Blue Button
- Chatbots, die erste Fragen Ihrer Kund:innen schon auf der Webseite beantworten
- Chat-Sprechstunden via Whatsapp, Telegram, Signal etc.
- Kontaktanfragemöglichkeiten über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, Pinterest
- Video-Anrufe auf dem Smartphone
- Vorstellungsvideos zu Reisearten, Wunschzielen oder aktuellen Sonderangeboten über einen YouTube-Kanal
Wie vermarkte ich mich selbst?
Gerade, wenn Sie sich als Reiseberater:in selbständig machen und sich einen neuen Kundenstamm aufbauen müssen, ist Vermarktung ein wichtiges Thema. Dabei ist es nicht nur entscheidend, ob Sie mit einer Marke oder mit Ihrer eigenen Person werben wollen. Auch die Frage, wie Sie Online-Marketing betreiben wollen, gilt es zu beantworten. Die gute Nachricht ist: Die Digitalisierung bietet Ihnen die unterschiedlichsten Möglichkeiten, den direkten Draht zu Ihrer Zielgruppe aufzubauen.
Dank der sozialen Medien gelingt es, selbst ohne eine eigene Webseite schnell und unkompliziert mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Der zweite Schritt – nämlich die eigenen Leistungen auch gewinnbringend zu verkaufen – ist natürlich schwieriger, doch davon sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. Insbesondere, wenn Sie bereits als Reiseberater:in tätig waren, aber auch, wenn Sie privat schon viele Reisen organisiert haben, verfügen Sie über wertvolles Wissen, das anderen Menschen nützt.
Welche Marketing-Strategien am besten zu Ihnen passen, ist individuell sehr unterschiedlich. Als Faustregel gilt jedoch: Sympathie und Vertrauen, wie sie durch eine persönliche Begegnung entstehen, müssen Sie sich online erst erarbeiten. Stellen Sie sich immer die Fragen: Warum sollten meine Kunden mir vertrauen? Wie kann ich meine Expertise zeigen? Was macht meine Beratung besonders?
Scheuen Sie sich auch nicht, in direkten Kontakt mit Ihrer Zielgruppe zu treten: Funktionen wie z.B. Instagram-Stories sind ideal geeignet, um eine Frage an Ihre Follower zu stellen und ehrliche Antworten zu erhalten. Wenn Sie zu Beginn noch nicht über genügend Online-Reichweite verfügen, können Sie diese Fragen auch Verwandten, Bekannten oder idealerweise ehemaligen Kund:innen stellen.
Neben Ihren individuellen Eigenschaften gibt es auch einige gängige Formate, die Ihrer Zielgruppe dabei helfen, Vertrauen zu Ihnen aufzubauen:
- Für Textaffine: Blogbeiträge, die gängige Fragen zu Reisethemen verständlich beantworten
- Für Bilderfreunde: Regelmäßiges Posten von Fotos auf sozialen Medien
- Für Kommunikationsfreudige: Podcasts mit spannenden Reiseerlebnissen oder Interviews
- Für noch Kommunikativere: Video-Beiträge auf YouTube oder Webinare zum Fragenstellen
Grundsätzlich sollte Ihnen klar sein: Sie gehen mit Ihrem Wissen in Vorkasse. Für Texte, Podcasts, Videos und schöne Bilder sehen Sie noch kein Geld – aber Sie generieren Reichweite, machen sich einen Namen und bleiben bestenfalls im Gedächtnis. Und wenn Ihre Zielgruppe dann eine Reise buchen möchte, profitieren Sie von dieser Investition.
Ein letzter Tipp, den wir Ihnen mit auf den Weg geben möchten: Unterschätzen Sie nicht die Verknüpfung zwischen Online- und Offline-Erlebnissen! Die Möglichkeit, regelmäßig direkten Kundenkontakt zu haben, wird es irgendwann auch wieder geben. Mit einer starken Online-Präsenz profitieren Sie dann doppelt – egal, ob es sich um konkrete Beratungssituationen, Thementage, Veranstaltungen oder Kooperationen mit Branchenpartnern handelt.