Selbst das am besten vorbereitete Vorstellungsgespräch kann zu einer Herausforderung werden, wenn es darum geht, am Ende die richtigen Fragen zu stellen. Während Personaler die Gelegenheit nutzen, um Bewerber zu beurteilen, sollten Bewerber genauso gründlich sein, wenn es darum geht, den potenziellen Arbeitgeber zu evaluieren. Denn: Die Qualität der Fragen, die Sie am Ende des Gesprächs stellen, kann einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie Sie als Kandidat/-in wahrgenommen werden und wie gut Sie in das Unternehmen passen. Wir haben 40 Beispiele für gute Rückfragen im Vorstellungsgespräch für Sie zusammengefasst.
Rückfragen im Vorstellungsgespräch: Deshalb sind sie so wichtig
Es ist der entscheidende Moment in einem Vorstellungsgespräch, wenn der Vertreter der Personalabteilung Sie auffordert, eigene Fragen zu stellen. Folgende Gründe sprechen für gute Rückfragen im Vorstellungsgespräch:
1. Zeigen von Interesse: Indem Sie Fragen stellen, signalisieren Sie Ihrem potenziellen Arbeitgeber, dass Sie sich für die Position und das Unternehmen wirklich interessieren. Dies zeigt Engagement und Motivation, was für viele Arbeitgeber ein wichtiger Faktor bei der Einstellungsentscheidung ist.
2. Klärung von Unklarheiten: Vorstellungsgespräche bieten oft nicht genug Raum, um alle relevanten Informationen über die Position, das Team und das Unternehmen abzudecken. Durch Fragen können Sie Unklarheiten beseitigen und ein klareres Bild davon erhalten, was von Ihnen erwartet wird.
3. Einschätzung der Unternehmenskultur: Indem Sie Fragen zur Unternehmenskultur, den Werten und der Arbeitsweise stellen, können Sie herausfinden, ob Sie gut in das Unternehmen passen. Die Kulturkompatibilität ist ein wichtiger Faktor für die langfristige Zufriedenheit in Ihrer zukünftigen Position.
4. Betonung Ihrer Qualifikationen: Die richtigen Fragen können Ihnen die Möglichkeit geben, Ihre Qualifikationen und Erfahrungen weiter zu erläutern, was Ihnen helfen kann, sich von anderen Bewerbern abzuheben und Ihr Potenzial für die Position zu unterstreichen.
5. Besseres Verständnis für die Position: Durch gezielte Fragen können Sie ein tieferes Verständnis für die Position und die damit verbundenen Anforderungen gewinnen. Dies kann Ihnen bei Ihrer Entscheidung helfen, ob die Position Ihren beruflichen Zielen und Erwartungen entspricht.
6. Aufbau von Beziehungen: Fragen können dazu beitragen, eine persönlichere Verbindung zwischen Ihnen und den Interviewern herzustellen. Dies kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Sie als Kandidat/-in positiv in Erinnerung bleiben.
Keinesfalls sollten Sie diese Aufforderung mit einem „Nein“ oder einem Kopfschütteln quittieren, denn dies wirkt entweder desinteressiert oder unmotiviert. Klar ist: Selbst ein unerfahrener Recruiter kann anhand Ihrer (fehlenden) Fragen beurteilen, ob Sie nur die Stellenanzeige gelesen oder sich intensiv und tiefgründig mit dem Unternehmen beschäftigt haben.
Zum Einstieg: 11 Rückfragen, die gut bei potenziellen Arbeitgebern ankommen
Bei den Rückfragen kommt es nicht nur auf den Inhalt an, sondern vor allem darauf, wie der Inhalt verpackt wird. Aus diesem Grund sollten Sie nicht fragen: „Wie kann ich hier am schnellsten Karriere machen?“, sondern eine geschickte Umschreibung wählen, wie: „Was unterscheidet in Ihrem Unternehmen die guten Mitarbeiter von den besten?“. Ein Unternehmen, das auf Eigeninitiative setzt und künftige Leistungsträger sucht, weiß solche Fragen zu schätzen.
Folgende 11 Rückfragen haben sich in der Praxis ebenfalls bewährt:
- Was macht Ihre besten Mitarbeiter aus?
- Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmenskultur?
- Wie bin ich auf der ausgeschriebenen Position am erfolgreichsten?
- Wie groß ist die Abteilung? Teile ich mir den Posten mit mehreren Kollegen?
- Wie werden Stärken einzelner Mitarbeiter gefördert?
- Gibt es in diesem Job Frustpotenzial?
- Welcher Führungsstil wird in Ihrem Unternehmen gepflegt?
- Welche Erwartungen haben Sie an mich als Bewerber/-in?
- Welche Formen der Leistungsbewertung existieren bei Ihnen?
- Warum ist die ausgeschriebene Stelle vakant?
- Wie lange dauert es etwa, bis Sie mir Ihre Entscheidung mitteilen?
Diese Fragen sollten Sie nicht alle auf einmal stellen. Manche Antworten hat unter Umständen bereits das Bewerbungsgespräch geliefert. Wichtig ist: Stellen Sie überwiegend offene Fragen und bringen Sie Ihre Gesprächspartner dazu, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern.
Rückfragen, die sich auf den Vorgänger beziehen
Für Bewerber ist es wichtig, herauszufinden, wie schnell sich das Personalkarussell in einem Unternehmen dreht. Diese Frage formulieren Sie selbstverständlich um und beziehen sich dabei auf den Vorgänger. Mögliche Rückfragen, die Klarheit schaffen, wären folgende:
- Handelt es sich um eine neue Stelle oder gab es einen Vorgänger?
- Wenn ja: Wie lange hat dieser auf dieser Position gearbeitet?
- Ist der Vorgänger noch im Unternehmen beschäftigt?
- Was waren die Stärken des Vorgängers?
- Sollte ich auf dieser Position einige Dinge ändern oder besser machen?
- Wie oft war die vakante Stelle schon besetzt?
- Aus welchem Grund wurde die Stelle wieder ausgeschrieben?
- Was wurde aus den Mitarbeitern, die vorher diese Position besetzt hatten?
Insbesondere die Antwort auf die letzte Frage verrät Ihnen zwei Dinge über das Unternehmen: Auf der einen Seite bringen Sie in Erfahrung, ob und wie Mitarbeiter gefördert werden. Andererseits gibt die Antwort unter Umständen einen Hinweis darauf, was mit Angestellten passiert, die bei der Geschäftsführung „in Ungnade“ fallen.
Rückfragen hinsichtlich der Erwartungen
Jede/r Neueinsteiger/-in genießt in der Anfangsphase so etwas wie einen „Welpenschutz“. Sie befinden sich in der Lernphase und über Fehler wird zunächst großzügig hinweggesehen. Doch nach einer gewissen Zeit erwartet man zählbare Erfolge. Aus diesem Grund sind folgende Rückfragen nach der Erwartungshaltung des Unternehmens legitim.
- Welchen Erfolg erwarten Sie von mir nach den ersten drei Monaten?
- Welchen Herausforderungen muss ich mich in den ersten drei Monaten stellen?
- Wie definieren Sie Erfolg für die ausgeschriebene Position?
- Welche Hindernisse erwarten mich eventuell?
- Welche Aufgaben auf dieser Position haben für Sie oberste Priorität?
- Existieren weitere Anforderungen, die nicht in der Stellenausschreibung erwähnt wurden?
- Welche Rolle spielt meine Arbeit für die Zielerreichung des Unternehmens?
- Mit welchen Herausforderungen sieht sich Ihr Unternehmen derzeit am Markt konfrontiert?
Mit der letzten Frage bringen Sie in Erfahrung, wie es um das Unternehmen wirtschaftlich bestellt ist. Selbstverständlich wird man einem Bewerber nichts von einer eventuell bevorstehenden Insolvenz berichten, doch die Antwort lässt Rückschlüsse auf das firmeneigene Selbstbewusstsein und die Positionierung im Wettbewerb zu.
Rückfragen im Bewerbungsgespräch für Manager
An Führungskräfte werden andere Anforderungen gestellt, als an Bewerber für eine Stelle ohne Führungsverantwortung. Aus diesem Grund unterscheiden sich auch die Rückfragen voneinander. Für Manager/-innen geht es darum, in Erfahrung zu bringen, wie die Rahmenbedingungen aussehen und was von ihnen genau erwartet wird. Folgende Fragen bezüglich des Mitarbeiterstammes haben in diesem Zusammenhang Priorität:
- Aus wie vielen Mitarbeitern besteht das Team?
- Wie ist die Zusammensetzung in Bezug auf Alter, Gehaltsstruktur, Betriebszugehörigkeit usw.
- Gibt es leistungsbezogene Bestandteile des Einkommens der Mitarbeiter?
- Existiert ein Budget für Prämien und/oder Bonuszahlungen?
- Ist in der Zukunft mit Einsparungen zu rechnen?
- Wie hoch ist aktuell der Krankenstand?
- Sind die Mitarbeiter offen für Veränderungen?
- Gibt es Konflikte zwischen Mitarbeitern untereinander bzw. zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten?
- Sind Entlassungen in naher Zukunft geplant?
- Welchen Führungsstil hat der Vorgänger praktiziert?
- Sollte dieser Führungsstil beibehalten oder angepasst werden?
- Gab es im zurückliegenden Jahr Veränderungen?
- Wenn ja: Wie wurden sie akzeptiert und angenommen?
Insbesondere, wenn Führungskräfte rekrutiert werden, um innerbetriebliche Veränderungen anzustoßen, sind konkrete Rückfragen im Vorstellungsgespräch unerlässlich.
Fazit: In einem Vorstellungsgespräch sind gute Rückfragen genauso wichtig wie überzeugende Antworten. Sie zeigen nicht nur Ihr Interesse und Ihre Vorbereitung, sondern ermöglichen es Ihnen auch, wichtige Informationen zu sammeln und die Passgenauigkeit zwischen Ihnen und dem potenziellen Arbeitgeber zu bewerten. Rückfragen helfen au0erdem dabei, Unklarheiten zu beseitigen, die Position und Unternehmenskultur zu verstehen und Ihre Qualifikationen zu betonen.
Damit ist ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch eine zweigleisige Straße, bei der sowohl Arbeitgeber als auch Bewerber eine fundierte Entscheidung treffen müssen. Durch geschickte Fragen können Sie Ihre Eignung für die Position verdeutlichen, Ihr Verständnis vertiefen und Beziehungen aufbauen. Denken Sie daran, dass Ihre Fragen nicht nur dazu dienen, Sie als Kandidaten/Kandidatin zu präsentieren, sondern auch dazu, sicherzustellen, dass die Position und das Unternehmen Ihren beruflichen Zielen und Werten entsprechen.
Ob Office Manager/-in, Online Marketing Consultant oder Digital Leader: Gute Rückfragen sind ein entscheidender Bestandteil des Vorstellungsgesprächs, der Ihnen die Möglichkeit bietet, sich von der Konkurrenz abzuheben und sicherzustellen, dass Sie die richtige berufliche Entscheidung treffen. Nutzen Sie deshalb diese Gelegenheit, um sich ein umfassendes Bild von der Position und dem Unternehmen zu machen und Ihre/n potenzielle/n Arbeitgeber/-in von Ihrer Entschlossenheit und Ihrem Engagement zu überzeugen.