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Überlastung am Arbeitsplatz kann durch zusätzliche Aufgaben, die einem auferlegt werden, entstehen. Mental Health ist hier das Stichwort. Sowohl unsere Psyche als auch unser Körper leiden unter zu großer Dauerbelastung. Wer sagt schon zum Lieblingskollege oder zur Chefin „Nein“? Wie man sich nicht alles aufs müde Auge drücken lässt und dem Gegenüber guten Gewissens eindeutige Grenzen aufzeigt, nehmen wir unter die Lupe.
„Kannst du das bitte für mich übernehmen? Ich kann das doch nicht so gut wie du.“ Wenn die Kolleg:innen einen fragen, ob man nicht dieses oder jenes für sie erledigen kann, ist innerer Zwiespalt meist vorprogrammiert. Erst recht, wenn die Vorgesetzten mit einem Extra-Anliegen zu einem kommen. Eh man sich versieht, willigt man mit gezwungenem Lächeln ein, obwohl sich die Situation ganz und gar nicht gut anfühlt.
Schließlich hat man bereits selbst mit dem Tagesgeschäft genug um die Ohren und kann zusätzliche Aufgaben nicht gebrauchen. Außerdem möchte man nicht egoistisch sein und guten Willen zeigen – leider nicht selten auf Kosten der eigenen mentalen Gesundheit.
Wieso fällt es uns so schwer „Nein“ zu sagen, obwohl gewisse Dinge im Berufsalltag unsere Grenzen überschreiten? Was hindert uns daran, Klartext zu reden und wie setzt man überhaupt die persönliche Grenze am Arbeitsplatz?
Warum wir zu „Ja“-Sagern werden
Viele von uns verneinen Anfragen, die mehr Arbeiten bedeuten, nicht, aus Angst vor Ablehnung oder Ausgrenzung innerhalb des Kollegiums. Wir befürchten negativ aufzufallen, sobald man einer Forderung nicht nachkommt und damit sozial abzusteigen. Wenn der Chef oder die Chefin zu viel von einem abverlangt, möchte man aufgrund von hierarchischen Verhältnissen nicht widersprechen und bangt womöglich sogar um den Job. Ein weiterer Grund, weshalb das Aufzeigen von Grenzen am Arbeitsplatz nicht gelingt, kann leistungsorientiertes Denken sein. Wenn hohe Ansprüche an uns gerichtet werden, möchten wir unser Können und unsere Verlässlichkeit unter Beweis stellen.
Oftmals fühlt man sich sogar geschmeichelt, wenn die Chefetage oder andere Mitarbeiter:innen mit verschiedenen Anliegen zu einem kommen. Natürlich kann man auch ein Zeichen des Vertrauens und das Resultat hervorragender Arbeitsweise darin sehen. Leider sind wir dann in dem Glauben, diese Zusprüche womöglich zu verlieren, sobald wir mit Ablehnung reagieren. Hinter dem notorischen „Ja“-Sagen können also unterschiedliche Antriebe stecken.
„Nein“-Sagen für das eigene Selbstwertgefühl
Ab und zu auch mal „Nein“ zu sagen, ist enorm wichtig für unser Selbstwertgefühl. Denn wenn man ständig das Gefühl hat, ausgenutzt zu werden oder sich gegen die sich häufende Arbeit nicht wehren zu können, nagt das an unserer so genannten „Ich-Stärke“. Ganz zu schweigen vom Stress-Level. Immer mit der Sorge auf Arbeit gehen zu müssen, welche zusätzlichen Anforderungen einen wohl heute wieder überrollen werden, zermürbt auf lange Sicht. Zudem fühlt man sich der Situation gegenüber ohnmächtig und machtlos, da die Arbeit stetig zunimmt und man irgendwann die Kontrolle verliert. Aktuelle Projekte und Routineaufgaben müssen vielleicht sogar warten, da man stets mit „Dringenderem“ beauftragt wird. Im eigenen Aufgabenbereich kommen wir kaum voran, bringen nichts zu Ende und können so dem Stapel auf dem Bürotisch beim Wachsen zusehen. Eine weitere Stressquelle. Aus Selbstschutz vor Burnout und Ausbeutung ist es also von großer Bedeutung, die persönlichen Grenzen aufzuzeigen. Mit Egoismus oder gar Faulheit hat dies nichts gemein. Unsere Arbeitsleistung nützt niemanden etwas, wenn wir ausgebrannt sind und diese letztendlich überhaupt nicht einbringen können. Sich selbst zu behaupten und dem anderen Einhalt zu gebieten, kann sogar Konflikte verhindern oder beenden. Im ganz normalen „Arbeitschaos“ kann es schnell zur Gewohnheit werden, Mitarbeiter:innen immer wieder um Gefallen zu bitten – Vorgesetzte oder Kollegen bemerken manchmal die damit verbundene mentale Belastung nicht. Gelingt es uns jedoch ein „Stop“ zu setzen, kann dies für andere Klarheit schaffen und sogar Respekt erzeugen. Die geistige Gesundheit des Einzelnen ist in einer Firma wichtig. Jede/r Angestellte/r hat eine Stimme, die angehört werden muss. Doch es liegt an uns, diese zu benutzen, denn in den meisten Fällen erledigt das keiner für uns.
Angemessen Grenzen setzen – Tipps und Ratschläge
Wie setzt man nun die persönlichen Grenzen am Arbeitsplatz? Erst einmal ist es wichtig, herauszufinden, wo genau der Punkt liegt: Wo ist für uns „Schluss mit lustig“? Was geht eindeutig zu weit? Ist es ein bestimmter Kollege, von dem andersherum keine Hilfe zu erwarten ist oder die Textnachrichten der Chefin nach Feierabend, die regelmäßig Bauchschmerzen verursachen? Oder vielleicht die sehr nette, aber auch sehr unsichere Kollegin, welcher man permanent über die Schulter sehen muss? Keiner dieser Personen muss man trotzige, schnippische Antworten geben, um sich klar zu positionieren. Ganz im Gegenteil. Mit ruhigem, respektvollem Verhalten zeigt man seine Grenzen auf und bleibt dabei vollkommen bei sich selbst. Ausführliche Erklärungen zum eigenen Standpunkt sind nicht nötig – vielmehr kurze Begründungen. Für ein gutes Miteinander sollte man dem Gegenüber die Chance geben, die eigene Entscheidung nachzuvollziehen. Hilfreich können auch Alternativlösungen sein, welche man anbieten kann: „Ich helfe dir generell gern, bin aber momentan selbst ziemlich eingespannt und muss das hier erst einmal beenden. Vielleicht kann dir jemand anderes behilflich sein.“ oder „Wenn wir die Arbeit aufteilen, helfe ich dir gern.“ Dem Chef könnte man Folgendes entgegnen: „Diese Aufgabe übernehme ich gern. Welche meiner Tätigkeiten kann erst einmal pausieren, während ich damit beschäftigt bin?“ Diese und andere Sätze kommen einem meist nicht gleich über die Lippen. Manchen von uns fällt dies schwerer als anderen. Man sollte sich Zeit nehmen, die eigenen Grenzen auszuformulieren, um diese auch Kund zu tun. Wie alles im Leben ist dies ein Prozess, der lohnenswert ist und Übung verlangt. Vor allem müssen wir verstehen, dass jeder von uns wichtig ist und keiner seine Person unter den Scheffel stellen sollte.
Hinweis: Dieser Blogbeitrag ist im Rahmen unseres Kurses „Onlineredakteur/-in (IHK)“ entstanden. Teilnehmende des Kurses können der HSB Akademie ihre eigenen Blogbeiträge, die sie zu Übungszwecken während ihrer Teilnahme verfasst haben, zur Veröffentlichung zur Verfügung stellen.
Verfasserin: Saskia Sommer