Amazon Marketplace erfreut sich bei Online-Shops großer Popularität. Zahlreiche kleine Online-Händler versprechen sich von der Kooperation mit der führenden Verkaufsplattform satte Gewinne und steigende Umsätze. Doch die Zusammenarbeit mit Amazon birgt auch Risiken. Händler, die ihre Aktivitäten zu stark auf den Online-Giganten konzentrieren, laufen Gefahr, in Abhängigkeit zu geraten.
Amazon: Umsatzbeschleuniger für Online-Händler
Amazon gilt als der Platzhirsch unter den Online-Händlern und verzeichnet Jahr für Jahr steigende Umsätze. Einst sahen viele Online-Shops eine Konkurrenz in dem US-Unternehmen. Diese Einstellung hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren fulminant gewandelt. Ohne eine zugkräftige Marke im Produktportfolio tun sich Online-Shops schwer, genügend Traffic zu generieren. Investitionen in Marketing, die unausweichlich sind bei dem herrschenden
Wettbewerbsdruck, belasten zudem das Budget. Auf der anderen Seite wächst das Online-Geschäft von Amazon seit Jahren kontinuierlich und viele Kunden nutzen den Online-Händler mittlerweile als erste Anlaufstelle im Netz. Mit dem Marketplace hat Amazon eine Plattform geschaffen, auf der Händler die Möglichkeit haben, Produkte aus dem eigenen Shop anzubieten. Anfangs wirkte der Auftritt eines Online-Shops bei Amazon wie ein Umsatzbeschleuniger. In der jüngeren Vergangenheit hat sich durch die gestiegene Anzahl der Anbieter der Wettbewerbsdruck spürbar erhöht. Mehr denn je kommt es für Händler darauf an, sich von der Konkurrenz abzuheben und die Alleinstellungsmerkmale der eigenen Produkte in den Vordergrund zu rücken. Vor diesem Hintergrund gewinnen das Marketplace Advertising und die Konkurrenzanalyse zunehmend an Bedeutung. Schließlich geht es für Online-Händler darum, sich einen Wettbewerbsvorteil im hart umkämpften Markt zu verschaffen.
Kostendruck für Online-Händler und Hersteller
Amazon ist schon längst kein reines Online-Kaufhaus mehr. Das Unternehmen generiert einen Teil seiner Umsätze über den Marktplatz, wo Hersteller und Online-Händler gleichermaßen über Gebühren zur Kasse gebeten werden. Dies zeigt sich unter anderem am Produkttext. Wer eine umfangreichere Beschreibung als die Standardvariante einstellen möchte, muss dafür bezahlen. Mit der Einführung des Filtersystems „Themes“ in den USA geht der Online-Riese den nächsten Schritt in Richtung bezahlte Dienstleistungen. „Themes“ hat den Zweck, Produktbeschreibungen für die Kunden übersichtlicher zu gestalten. Aufgrund des harten Konkurrenzkampfes kämpfen viele Händler darum, überhaupt noch Bewertungen von Kunden zu erhalten. Mit „Themes“
erkennen User, welche Begriffe am häufigsten am häufigsten für eine Bewertung verwendet wurden und können eine Vorauswahl treffen. Amazon hat darüber hinaus Fake-Bewertungen den Kampf angesagt, die von Kunden erstellt wurden, die Produktmuster kostenlos erhalten oder von Rabatten profitiert haben. In den USA hat Amazon bereits bezahlte Bewertungen eingeführt, d.h. Kunden, die eine Produktbewertung schreiben, werden vom Unternehmen mit einem Gutschein entlohnt. Händler können diese Bewertungen kaufen und sie tun es, um überhaupt Bewertungen zu erhalten.
Vorsicht vor Abhängigkeit
Die Gefahr der Abhängigkeit von Amazon, ist für Online-Händler latent vorhanden. Zwar meldete das US-Unternehmen einen Absatzrekord für Marketplace im 1. Halbjahr 2017, doch einer Erhebung von Sellerlogic zufolge, wird rund ein Fünftel aller Produkte mit einem Verlust verkauft. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen vom Sonderangebot für Ladenhüter bis zu Kampfpreisen, die zur schnellen Umsatzsteigerung und damit zum Aufstieg im Amazon-Ranking führen sollen. Vor diesem Hintergrund darf auch das Repricing nicht vernachlässigt werden. Dabei geht es um automatische Preisanpassungen, um mit wettbewerbsfähigen Preisen am Markt zu agieren. Inzwischen gibt es Tools, die den Händlern die zeitintensive Marktforschung ersparen und die Preisanpassung automatisch vornehmen. Eine weitere Gefahr für externe Händler besteht darin, dass Amazon das Sortiment an Eigenmarken konsequent ausbaut. Wer mit seinen Produkten besonders erfolgreich ist, muss stets damit rechnen, dass das Unternehmen vergleichbare Produkte zu einem besseren Preis unter dem Dach einer Eigenmarke anbietet