Grenzen auszuloten und in neue Bereiche vorzustoßen, motivierte schon immer Menschen, Ziele zu erreichen, die ihnen zunächst verwehrt erschienen. Auch heute existieren noch erstaunlich viele Domänen, die bspw. Männern vorbehalten scheinen – und trotzdem machen sich vereinzelte Frauen auf den Weg, um genau dort ihren Mann zu stehen. Genau diese Art von Unerschrockenheit kann äußerst inspirierend wirken.
Sheryl Sandberg
Sheryl Sandberg war eine der ersten weiblichen Führungskräfte in der stark männerdominierten Tech-Startup-Szene. Die gebürtige US-Amerikanerin studierte in Harvard und war lange Zeit für die Weltbank und das US-Finanzministerium tätig bis sie Anfang der 2000er von Google entdeckt wurde. Dort leitete sie bis 2007 den Bereich Online-Verkauf. Dann wechselte sie zu Facebook und ist bis heute Geschäftsführerin (COO) des Unternehmens.
Trotz persönlicher Tragödien wie dem plötzlichen Tod ihres Ehemanns durch einen Sportunfall 2015 engagiert sich Sandberg aktiv für die Beteiligung von Frauen in der Wirtschaft. Ihre Initiative Lean In will Frauen aktiv miteinander vernetzen und Ideen entwickeln. Sie wurde vom Times-Magazin und der Forbes mehrmals zu einer der einflussreichsten Frauen der Welt gewählt.
Giorgia Boscolo
Giorgia Boscolo brach eine tausendjährige Tradition: Bis zum Jahr 2010 existierten in Venedig keine weiblichen Gondolieri, der Griff zum Ruder war über zehn Jahrhunderte ausschließlich Männern vorbehalten. Seit ihrer Kindheit sehnte sich Giorgia aber danach, diesen Beruf ergreifen zu dürfen, und genau wie ihr Vater tagtäglich Passagiere über die romantischen Kanäle zu schippern. Mit 23 Jahren hatte sie schließlich ihr Ziel erreicht und die Abschlussprüfung bestanden, davor galt es noch zahlreiche Hürden zu überwinden. Viele ihrer rund 400 Kollegen hielten die Arbeit für zu belastend, um sie von einer Frau durchführen zu lassen. Vielleicht steckte hinter den hörbaren Protesten auch die Angst um persönliche Pfründe, denn dieser Job gilt als durchaus einträglich. Wie dem auch sei: Die zierliche Blondine setzte sich tatsächlich durch und brachte damit den europäischen Blätterwald kräftig zum Rauschen. Ein Mutmacher auch für Männer, deren Träume auf den ersten Blick allzu hoch gegriffen erscheinen.
Liv Boeree
Die Engländerin Liv Boeree ist klug, schön und äußerst erfolgreich: Die TV-Moderatorin und ehemalige Studentin der Astrophysik setzte sich in der von Männern geprägten und oft dominierten Welt des Kartenspiels durch. Wer also bei dem Gedanken an eine zünftige Pokerrunde ausschließlich gestandene, Zigarren paffende Kerle vor sich sieht, sollte sein Weltbild noch einmal überdenken! Liv gilt längst als echte Poker-Koryphäe, sie brachte inzwischen mehr als 2 Millionen Dollar Preisgelder mit nach Hause. Die junge Frau schloss ihr anspruchsvolles Studium mit einem sehr guten Examen ab und begeisterte das Publikum als charismatische TV-Moderatorin. In einer Fernsehshow im Jahr 2005 traf sie schließlich auf ihre neue Leidenschaft: Pokern. Manchmal bedeutet Karriere eben nicht, zeitlebens einer einzigen roten Linie zu folgen und sich Stück für Stück nach oben zu kämpfen, sondern es funktioniert auch, gleich auf mehreren Gebieten in die Vollen zu gehen.
Lise Meitner
Lise Meitner wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert geboren, einer Zeit also, als die wissenschaftliche Forschung den Männern vorbehalten war. Doch sie ließ sich nicht irritieren, ihr gelang der Weg zur Matura im Selbststudium. 1906 promovierte sie dann als zweite Frau an der Wiener Universität im Fach Physik. Welche Kräfte ihr dabei entgegenstanden, können wir heute nur noch erahnen, doch leicht wird dieser Weg keinesfalls gewesen sein.
Lise Meitner gibt 1946 in Washingto, D.C. eine Vorlesung.
Als sie später gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste theoretische Erklärung der Kernspaltung lieferte, gab es keinen Zweifel mehr daran, dass diese Frau eine exzellente Kernphysikerin war. Der Brockhaus-Verlag weigerte sich allerdings trotzdem, einen Aufsatz des Fräulein Doktor zu drucken. Albert Einstein jedoch erwehrte sich nicht der weiblichen Konkurrenz und freute sich über die persönliche Bekanntschaft dieser begabten Dame. Von 1912 bis 1915 durfte Meitner inoffiziell bei Max Planck assistieren. Heutzutage sind Physikstudentinnen zwar noch immer in der Minderheit, doch hätte damals keine ihrer Geschlechtsgenossinnen den ersten Schritt gewagt, wären die Tore zu Wissenschaft und Forschung wahrscheinlich noch immer komplett für sie verschlossen.
Marissa Mayer
Marissa Mayers Karriere nahm durch Yahoo zwar eine weniger erfreuliche Wendung, doch das Wunderkind ist nach wie vor eine beeindruckende Karrierefrau. Sie fing 1999 als 20. Mitarbeiterin bei Google an und kümmerte sich maßgeblich um das Design der Google-Startseite und prägte Google News, Google Mail und andere Dienste. Als Produktdesignerin war sie das öffentliche Gesicht vieler Produkt-Präsentationen und wurde von der Los Angeles Times als die Person mit dem meisten Einfluss auf das Aussehen des Internets zitiert.
Als studierte Programmiererin schlug sie sich außerdem in einer typischen Männerdomäne durch und gab an der Universität Stanford Einführungskurse, für die sie mehrmals ausgezeichnet wurde und 2009 vom Illinois Institute of Technology sogar eine Ehrendoktorwürde verliehen bekam.
Hannah Zeitlhofer
Hannah Zeitlhofer hatte zunächst ihre berechtigten Zweifel, ob sie auf der rein von Männern dominierten Spanischen Hofreitschule überhaupt eine Chance erhalten würde. Trotzdem bewarb sie sich im Jahr 2008 zur Ausbildung und wurde tatsächlich zu einem persönlichen Gespräch und einer Reitvorführung eingeladen. Die damals 21-Jährige bestand den Test mit Bravour und avancierte vier Jahre später zur ersten Bereiteranwärterin der Eliteschule; heute ist sie die erste weibliche Bereiterin der prominenten Wiener Akademie. Mit neun Jahren durfte Hannah bereits auf ihrem ersten eigenen Pferd reiten, im Anschluss an die Matura studierte sie Pferdewissenschaften. Die nötige Vorbildung war also bereits vor ihrer Bewerbung vorhanden, es fehlte nur noch ein Fünkchen Mut, um die magische Schwelle zu überschreiten, die sie von der Verwirklichung ihres ganz großen Traumes trennte. Manchmal genügt es einfach, auf sich selbst zu vertrauen und diesen einen wichtigen Schritt zu gehen, der Rest läuft dann wie von selbst.
Fazit: An Grenzen stoßen – und darüber hinaus
An diesen inspirierenden Lebenswegen wird eines ganz besonders deutlich: Neue Gebiete für sich zu erobern, erfordert zwar jede Menge Mut und Kraft, doch die Belohnung lässt zumeist nicht auf sich warten. Und falls es doch einmal schiefgehen sollte, haben Sie nichts verloren außer ein bisschen Zeit. Warum also nicht einmal von einem vermeintlich vorgegebenen Weg abweichen und eine neue Richtung einschlagen? Ob nun Karriere, technologie oder Geschäftsmodelle: Viel ergibt sich erst beim praktischen Austesten.
Bildquellen: “Sheryl Sandberg, COO of Facebook” von Steve Jurvetson via CC BY 2.0; “Chemist Lise Meitner with students” von Nuclear Regulatory Commission via CC BY 2.0