Heute ist Männertag! Heißt das, Männer ziehen nur grölend mit Bier durch die Stadt? Oder ist das ein viel zu häufig propagiertes Klischee? Wie sieht das Ganze im Berufsleben aus? Christian Allner hat einmal einen Blick auf Klischees in der Berufswelt geworfen.
Klischees sind hartnäckig: Jungs sollen Blau tragen, sich raufen und später die Familie beschützen und ernähren. Mädchen sollen Pink tragen, anständig sein und später ein schönes Zuhause einrichten und kochen. Dazwischen gibt es nichts – oder doch?
Warum gibt es Klischees?
Zum sogenannten Männertag (eigentlich Christi Himmelfahrt, aber häufig auch Vatertag oder Herrentag) kennt man den Klischee-Anblick: Besoffene Bollerwagen-Burschen. Das ist ein Klischee.
Nicht jeder deutsche Mann trinkt Bier, spielt Fußball, fährt Auto, mag Kaffee oder trägt Lederhosen. Das sind Stereotype, die gefährlich werden können. Der Begriff kommt bereits davon, dass man nur zwei Varianten zulässt. Doch das führt in Extreme und kann schlimmstenfalls extremistisch machen.
In Schubladen denken – das ist einfach. Menschen haben schon immer Dinge versucht zu vereinfachen. Deswegen wird die Erdbeere als Beere bezeichnet obwohl sie eine Nuss ist. Und der Walfisch ist kein Fisch, sondern ein Säugetier und ein Lungenatmer. Viele Fehler passieren ohne Wollen, aber sie passieren. Irgendwann sollten sie korrigiert werden, sonst kann es übel enden.
Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß
Das Bundesverfassungsgericht hat im November 2017 geurteilt: Neben männlich und weiblich soll im Geburtenregister ein drittes Geschlecht, divers, möglich sein. Höchstrichterlich wurde also festgelegt: Es gibt nicht nur zwei Geschlechter. Warum werden wir also behandelt als gäbe es nur typisch männlich und typisch weiblich?
Die Diskussion an sich ist ewig alt und kulturell sehr unterschiedlich: Männer haben in Barock-Zeiten in Europa Strumpfhosen getragen, heute gilt das als unmännlich. Jeans wurden früher von Minenarbeitern in den USA getragen, heute dürfen das auch Frauen als Mode-Aussage. Bei den Schotten war der Kilt, ein Männerrock, schon immer traditionelle Kleidung. Und in Westafrika begeht die Fulani-Kultur einen Schönheitswettbewerb (Gerewol genannt), bei dem sich Männer mit Makeup und Kleidung aufhübschen, um von Frauen nach ihrer Schönheit bewertet zu werden.
Wenn die Welt so vielseitig sein kann, warum nicht auch Berufe?
Männer in Frauen- und Frauen in Männerberufen
Männer machen weibliche Beruf? Frauen machen männliche Berufe? Früher gab es da strikte soziale Regeln. Selten Gesetze, häufiger kulturelle Ansichten. Das hat sich schon seit Jahrzehnten gewandelt und spätestens mit Aktionstagen wie dem Girls Days sollten Frauen an Männerberufe herangeführt werden. Kurz darauf kam nach Protesten auch der Boys Day, bei dem Jungen an typische Frauenberufe herangeführt werden sollen.
Frauen verdienen in der Regel bis zu 30 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Häufig gilt das für die als typisch angesehenen Frauenberufe. Beispiele wie Erzieher, Altenpfleger, Kassierer oder Sekretäre: alles typische Frauenberufe, die zu häufig schlecht bezahlt werden. Dies kann die Trennung zwischen Männer- und Frauenberufen verstärken, da Menschen selten in schlecht bezahlten Berufen arbeiten wollen. Schlecht bezahlte Berufe gibt es aber auch auf der Männerseite, seien das Erntehelfer oder Schlachthofmitarbeiter. Ungerechtigkeit auf beiden Seiten, jedoch häufig sehr tief verwurzelt und problematisch zu lösen.
Es ist wichtig, dass Gewerkschaften protestieren und Gesellschaften diskutieren. Nur indem wir immer wieder die Frage stellen, was denn männliche Berufe sind und was weibliche Berufe, kommen wir vielleicht irgendwann auf die Antwort: Es gibt nur Berufe. Berufe, die von Menschen ausgeführt werden. Und diese Menschen haben ein Geschlecht, welches beim Beruf eine Rolle spielen kann, aber bei weitem nicht muss und eigentlich gar nicht sollte.