Normalerweise plädiere ich dafür, neue Technologien auszutesten. Speziell Deutschland ist voll von Nörglern und Kritikern an allem, was neu ist. Ob die Technik immer hilft, sei dahingestellt. Das müssen wir dann herausfinden. Zumindest ein Test schadet nicht, oder?
Wie reif ist VR für den Alltag?
Im letzten Sommer hatte ich die Gelegenheit, eine neue VR-Brille zu testen. Draußen war es warm, die Sonne schien und auf dem Hinterhof direkt auf dem grünen Gras und der ansehnlichen Architektur hatte man das Set aufgebaut. Ich schlüpfte rein.
Nach kurzem Blinzeln saß ich in einem Stuhl in einer Berghütte. Ich war ein Geheimagent. Ich konnte mich aber nicht bewegen. Eine Stimme – mein Chef – erklärte mir über Lautsprecher, dass ich es mir ja schon richtig gemütlich gemacht hätte.
Das war die Erklärung, warum ich mich nicht bewegen konnte.
Die Brille drückt
Als ich dann an mir heruntersah, entdeckte ich: Ich habe keinen Körper. Oh, peinlich! Hier begann ich die aktuellen Grenzen von VR zu bemerken. Eine richtige virtuelle Realität war das noch nicht. Schade. Ok, also weiter im Text.
Ich sollte Dinge greifen, Laserstrahlen ausweichen und Kristalle sortieren, um eine Weltuntergangsmaschine zu stoppen. Ich war James Bond, alles klar. Aber warum konnte ich nicht aufstehen?
Die Hände schmerzen
Schnell merkte ich auch, wie die Controller schmerzten. Meine Hände verkrampften sich. Ich wollte die Zigarre greifen – und stieß versehentlich ein Whiskey-Glas um. Danach wollte ich die Zigarre testweise anzünden – und entzündete den Whiskey.
Ich bin verbrannt. Zumindest hier ist VR bereits sehr realistisch. Das gefällt mir und dagegen habe ich auch nichts einzuwenden.
Das Greifen, Halten und Drehen von Objekten erfordert noch viel Fingerspitzengefühl. Ganz ausgereift ist die Technik da noch nicht.
Fazit: Wie realistisch ist virtuelle Realität?
Zumindest dieses Beispiel zeigt mir: Räumliche Orientierung klappt. Interaktion mit Objekten klappt weniger. Bis zum Holodeck in Star Trek ist es noch ein weiter Weg.
Doch was konnte ich mitnehmen: VR ist aktuell eher noch Spielerei. Das ist nicht schlimm. Am Anfang muss sowas immer stehen. Die Leute müssen erst interessiert sein.
Doch sollte sich VR nicht langsam auch auf ernsthaftere Themen konzentrieren? Ich nenne immer gern Medizin und Behandlungsmethoden als Beispiele. Wäre eine chirurgische OP nicht auch spannend? Gleich als Test für das Fingerspitzengefühl der Studierenden. Da muss ich auch meinen Körper nicht bewegen.