Ein gefeierter Börsengang, dann der übliche Kursverfall: Snapchat. Das von Snap, Inc. betriebene Messenger-Angebot wurde zu Beginn des Jahres an die Börse gebracht und nun ernüchtern die ersten Quartalszahlen für 2017 zumindest die Anleger. Das Wachstum hat sich verlangsamt und lediglich im US-amerikanischen und Teilen des europäischen Markts konnte Snapchat zulegen.
Meist sagen Quartalszahlen zwar nicht viel über regionale Kennziffern aus (siehe Twitter), aber lassen sich global gut anwenden. Die Angaben zu Snapchat aus deren ersten Quartalsbericht für die New Yorker Börse könnte zumindest für Anleger besser sein:
Aktuell “nur” 166 Millionen Daily Users bei Snapchat
In den letzten drei Monaten wuchs Snapchat lediglich um acht Millionen Nutzer – selbst das strauchelnde Twitter hat im gleichen Zeitraum etwa neun Millionen Nutzer zusätzlich erhalten. Dazu kommt, dass Snapchat lediglich in seinem Kernmarkt wirklich zulegen konnte. Außerhalb von Nordamerika und Teilen Europas sieht die Situation anders aus: Im „Rest der Welt“ – also Asien, Afrika, Ozeanien und auch Südamerika konnte Snapchat nur unzureichend wachsen.
Wenngleich statistisch die Einnahmen in den anderen Teilen der Welt stark angestiegen ist, stellen diese nur einen Bruchteil des Umsatzes von Snapchat dar.
Woran kann der Wachstumsverlust bei Snapchat liegen?
1. Facebooks Nachbau-Taktik wirkt
Instagram, Facebook Messenger und Whatsapp haben in den letzten Monaten neue Features spendiert bekommen. Mehr als nur ein Netzexperte hat das als Nachbau von Snapchat kritisiert – zurecht. Doch besser gut geklaut als schlecht selbergemacht, denn: es scheint zu funktionieren. Instagrams Story-Feature nutzen inzwischen knapp 100 Millionen der inzwischen 600 Millionen monatlich aktiven Nutzer.
Facebook läuft Snapchat langsam den Rang ab in Bezug auf Popularität – was angesicht der Marktmacht von Facebook aber auch nicht weiter verwundern sollte.
2. Die nächste Dotcom-Blase?
Snapchat startete vielleicht etwas zu überbewertet an der Börse. Vielen Unternehmen in den 2000er ging es so und das führt zur schließlich platzenden Dotcom-Blase. Steht uns vielleicht eine neue Börsenkrise bevor?
3. Es gibt gar kein Problem (Podcast)
Es kann aber auch sein, dass die Börsianer und Anleger einfach nur gierig sind. In den letzten Jahren hatte Snapchat ein unvergleichliches Wachstum hingelegt, aber alles endet einmal. Snapchat kommt aus den Flitterwochen der Anleger in der Realität an.
Tiefgreifender beschäftigen sich Tristan und Christian mit dem Thema und weiteren in einem Podcast Exclusive zu Snapchat und Prezi Next aus der Radiosendung #Onlinegeister:
Folgen: Wird Snapchats Hardware-Line wichtiger?
Wird Wachstum als App den Schwerpunkt auf andere Bereiche lenken? Gerade im Segment Hardware hat man mit den Spectacles ja gut zugelegt – und Snap, Inc. hat im ersten Quartal auch mehr Geld in den Bereich R&D, also Forschung und Entwicklung, gepumpt. Ein Anzeichen für mehr Hardware neben den funktionalen Brillen?
Google, Amazon und andere Unternehmen sind damit bereits gescheitert. Lediglich Facebooks Investition in Oculus Rift hatte sich gelohnt – was aber auch nur indirekt mit dem sozialen Netzwerk zu tun hat. Die Spectacles als niedrigpreisiges Utensil und Mode-Accessoire könnten sich jedoch eher rentieren als teure Smartphone wie bei Google oder Amazon, deren Fire zumindest indirekt in Flammen aufging und sich zum Flop entwickelte
Quelle: Snap